Grenz-Land-Geschichte mit dem Rad erkunden
Auch, wenn die Zeiten der innerdeutschen Grenze inzwischen schon zur Vergangenheit gehören, ist die Geschichte der über 40 Jahre dauernden Teilung noch gegenwärtig. Besonders natürlich in den ehemaligen grenznahen Gebieten wie der Altmark und dem Wendland.
Was ehemals trennend war, wird heute durch Austausch und Miteinander geprägt. Bei der Tour „Grenz-Land-Geschichte“ begeben sich interessierte Radfahrer drei Tage, auf eine 103 km lange Zeitreise entlang der vormaligen Grenze. Doch nicht nur die deutsch-deutsche Teilung ist dabei ein Thema, sondern auch die Grenzen Preußens und des Königreich Hannovers seit dem 10. Jahrhundert. Heute gehört die Altmark zu Sachsen-Anhalt und das Wendland zu Niedersachsen.
Startpunkt der Radreise ist in Osterburg oder in Salzwedel und beide Hansestädte sind sehr gut mit der Bahn zu erreichen. Je nachdem, von wo man losfahren möchte, führt die Strecke von der einen zur anderen Stadt. In dem Flyer gibt es eine Übersicht zu möglichen Stopps mit diversen Sehenswürdigkeiten. Dazu gehört unter anderem das „Grüne Band“, eine Vereinigung vielfältiger Lebensräume, die sich durch die Zwangsberuhigung im ehemaligen Grenzgebiet entwickelt hat.
Während der Radreise kann man sowohl die Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten der beiden Regionen entdecken und während das Wendland durch die Rundlingsdörfer geprägt ist, gibt es in der Altmark überwiegend Straßendörfer mit Vierseithöfen. Ein Fluss mit zwei Namen – „Jeetzel“ im Wendland, „Jeetze“ in der Altmark – verbindet die Landstriche außerdem.
Tipp: Mindestens zwei Übernachtungen sollten Radler für den Routenvorschlag einplanen, um genügend Zeit in der Region zu verbringen. Alle im Faltblatt genannten Hotels und Pensionen beherbergen Gäste für eine Nacht und bereiten auf Anfrage Lunchpakete für den Tag vor.
Das Grüne Band
Die Vereinigung vielfältiger Lebensräume – das Grüne Band – entwickelte sich durch die Zwangsberuhigung im Grenzgebiet. Naturschätze statt Grenzzäune – z.B. eine Binnendüne an der Wirler Spitze bei Arendsee sowie die Salzwiesen und Torfmoore rund um Salzwedel – sind Erkundungen wert. Sie sollten an Führungen teilnehmen, denn nur, was man weiß, sieht man.
Entdecken Sie während Ihrer Radreise sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten der Regionen: Im Wendland gibt es knapp 100 Rundlingsdörfer, in der Altmark überwiegen die Straßendörfer mit Vierseithöfen. Die Jeetzel im Wendland und die Jeetze in der Altmark – warum der gleiche Fluss zwei Namen hat ist ungewiss – vielleicht finden Sie die Antwort.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Entdeckungstour durch die Grenz-Land-Geschichte der Altmark und des Wendlands.
Wir leben Land
Hansestadt Osterburg
Nähert man sich Osterburg aus der Ferne, grüßt schon von Weitem der Turm der Nicolaikirche und lädt zu einem Besuch des Städtchens ein. Am Flüsschen Biese gelegen, hat sich die einstige Hanse- und spätere Ackerbürgerstadt ihr ländliches Flair in großen Teilen bis heute bewahren können. Die sanierte Altstadt, eine schöne Natur und hübsche Dörfer laden zum Flanieren und Verweilen ein.
Als einer der Burgwardhauptorte in der Altmark war Osterburg schon im 10. Jh. von Bedeutung. Archäologische Grabungen haben die bis dahin nur vermutete Burganlage nördlich der Nicolaikirche nachgewiesen. Diese „Burg im Osten“ hat der Stadt vermutlich auch ihren Namen gegeben. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt lässt sich im Jahr 1157 nachweisen; in der Zeit von 1436 bis 1483 war Osterburg Mitglied der Hanse.
Osterburgs beliebtestes Ausflugsziel ist der Schloss- und Gartenträumepark im Ortsteil Krumke, mit seiner über 400 Jahre alten Buchsbaumhecke eine der schönsten und eindrucksvollsten Parkanlagen der Altmark. Inmitten einer geschützten Flusslandschaft liegt eines der letzten Flussbäder Deutschlands, das Biesebad. Abwechslungsreiche Freizeitangebote, Campingmöglichkeiten oder Ausflüge mit Kanu und Tretboot machen das Biesebad zu einem Erholungsort für die ganze Familie.
Perle der Altmark
Arendsee
Harziger Kiefernduft, klares Wasser, frischgeräucherte Maränen und ein ganz besonderes Licht über dem Arendsee , die alte Klosterruine, das Strandbad, gediegene Hotels und Restaurants und natürlich der Mississippidampfer „Queen Arendsee“ – das ist Arendsee, Kleinstadt und zertifizierter Luftkurort.
Benediktinerinnen bezogen 1184 das Kloster, dessen Gründung der Ort seine Geschichte verdankt. 1457 verlieh Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg Arendsee das Stadtrecht. Napoleon ordnete die Stadt vorübergehend dem Königreich Westphalen zu, 1813 kam sie wieder zu Preußen. Am Ufer des Sees nahm 1874 eine Kaltwasserheilanstalt ihren Betrieb auf. Römische Kiefernnadelbäder, Dampf-, Sol- und Wannenbäder umfasste das Angebot. Seit 1950 durfte die Stadt den Titel „Luftkurort“ führen. Motorboote fahren seit 1969 nicht mehr. Mittelalterliche Grenzhügel an der Wirler Spitze zeugen vom Jahrhunderte alten Grenzverlauf. Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze sind jetzt wieder Seeumwanderungen möglich, denn jahrzehntelang durfte die Zießauer Seite des Sees wegen des „Sperrgebietes“ nicht betreten werden. In der ehemaligen Grenzkaserne in Ziemendorf ist das „Treppenhaus der Menschrechte“ zu besichtigen und im Jugendfilmcamp lernt man, wie aus einer Idee ein Film entsteht. Heute ist Arendsee ein Treffpunkt für Erholungssuchende aus Ost und West.
Niedersachsens wilder Osten
Lüchow (Wendland)
Die idyllische Fachwerkstadt Lüchow ist Mittelpunkt des Hannoverschen Wendlandes. Die Stadt wird von malerischen „Rundlingsdörfern“ umkränzt. Sie sind so einzigartig, dass sie als mögliches Weltkulturerbe bei der UNESCO vorgeschlagen wurden.
Lüchow wurde erstmals zu Zeiten von Friedrich I. Barbarossa, im Jahr 1158, urkundlich erwähnt und erhielt im Jahre 1293 die Stadtrechte. Noch heute ist aus dem späten Mittelalter ein Turm der damaligen Stadtbefestigung vorhanden. Er wird seit 1691 als Glockenturm genutzt. Viele Gebäude der mittelalterlichen Stadt wurden bei mehreren Bränden zerstört. Beim verheerendsten von ihnen brannte 1811 fast die gesamte Stadt bis auf die Grundmauern nieder. Der Distriktbaumeister Lietzmann aus Salzwedel, baute die Stadt anschließend innerhalb von zwei Jahren wieder auf.
Seit jeher verliefen zwischen Lüchow und Salzwedel Verwaltungsgrenzen. Trotzdem war die Hansestadt Salzwedel für das Wendland stets Einkaufszentrum, Verkehrsknotenpunkt und Standort für höhere Schulen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte Lüchow sich zum eigenständigen Wirtschafts- und Schulstandort. Heute ist Lüchow ein lebendiges Städtchen, das viel Natur, Kunst und Geschichte bietet – und das einzige „Rolling Stones Fan Museum“ weltweit.
Die Baumkuchenstadt
Hansestadt Salzwedel
Im alten Spruch über die altmärkischen Städte heißt es: „De Soltwedler hebben dat got“, womit die Wohlhabenheit der Bürger gemeint war. Dem Geschäftssinn der Kaufleute ist es zu danken, dass Salzwedel sich einst als Hansestadt am Schnittpunkt der Handelswege einen Namen machte. Salz war ausschließlich Transportgut, Salzwedeler Wolltuche und Leinen dagegen avancierten zum beliebten Handelsgut. Im 11. und 12. Jahrhundert gewann die strategisch sicher gelegene Burg Salzwedel Bedeutung für das Erschließen der umliegenden Gebiete. Die persönliche Anwesenheit Kaiser Heinrich V. im Jahre 1112 unterstrich die Wertigkeit der Burg als Grenzfeste. Eine mittelalterliche geschlossene Architektur ersten Ranges, ein Geschichtsdokument des Mittelalters ist der Rahmen für städtisches Treiben und kulturelle Vielfalt.
Jahrhunderte später, heraus aus dem Schattendasein eines Grenzwinkels, der bewahren half, was anderer Orts längst dem Abriss zum Opfer gefallen wäre, blühte Salzwedel nach 1989 auf. Der Baumkuchen hat Salzwedel im 20. Jh. weltweit bekannt gemacht. Über offenem Feuer entsteht er. Schicht für Schicht wird der Teig auf eine drehende Walze aufgetragen und gebacken. Wer Salzwedel besuchte und den Baumkuchen nicht probiert hat, war eben nicht hier.