Einst Kirch- und Marktort: der Flecken Clenze am Rande des Hohen Drawehn
Clenze liegt zwischen Hohem und Niederem Drawehn im Wendland. Zu der Gemeinde gehören 26 Ortsteile mit rund 2.200 Einwohnern. Die den Flecken umgebende hügelige Landschaft mit ihrer Serpentinenstraße wird auch „Clenzer Schweiz“ genannt. Die Altmoränenlandschaft entstand im Verlauf des vorletzten der vier großen Gletschervorstöße der skandinavischen Eisschilde vor 350.000 bis 130.000 Jahren.
Erstmalig erwähnt wurde der Ortsname „Klinizua“ 956, das bedeutet im slawischen Ursprung „Hohlweg, Talenge, Engpass“. Dies deutet darauf hin, dass hier die Möglichkeit bestand, den Höhenzug zu überwinden oder auf einem Damm die Niederung zu durchqueren. Wo heute auf einem Hügel im Ortskern die Kirche steht, hat es vor mehr als tausend Jahren mit einer slawischen Burg begonnen, deren Reste durch Ausgrabungen ermittelt werden konnten. Vor 1325 wurde an dieser Stelle eine Kirche aus Feldsteinen errichtet. 1827 wurde der Kirchturm durch einen Brand so schwer beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht mehr lohnte. Da sich auch das restliche Gebäude in einem schlechten Zustand befand, wurde die ganze St. Bartholomäus-Kirche als neugotische Saalkirche neu errichtet und 1856 eingeweiht.
Aus der bäuerlichen Ansiedlung wurde schon im Mittelalter ein Kirch- und Marktort, dessen Einwohner sich nun „Bürger“ nannten. Die Bezeichnung „Flecken“ gilt für Orte, die dörfliche wie auch kleinstädtische Merkmale haben. Dazu gehörte zwar ein Marktrecht, aber keine umfassenden Stadtrechte. Neben den Ackerbürgern traten mehr und mehr Handwerker auf und in geringem Umfange auch Gastwirte und Kaufleute. Das heutige Ortsbild von Clenze ist zum großen Teil noch bestimmt durch die Fachwerkhäuser des späten 18. und 19. Jahrhunderts.
Dazu gehört auch das „Blaue Haus“, das heutige Museum. In den Ausstellungsräumen findet man sich im 19. und 20. Jahrhundert wieder. Neben einem Modell des Clenzer Ortskerns um 1870 verfügt das Museum über umfangreiche Quellen zur Clenzer Familien- und Ortsgeschichte sowie Original-Archivalien vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Außerdem wird Besuchern mit Kinderspielzeug über eine Schuhmacherwerkstatt bis hin zu einem „gemischten Warenstand“ mit Warenproben, die um 1900 auf Clenzer Märkten gehandelt wurden, durch zahlreiche Ausstellungsstücke ein lebhafter Eindruck vom Leben früherer Generationen vermittelt.