Gemeinde
Luckau (Wendland)

So viel “Öko” bietet keine andere Gemeinde

Die Gemeinde Luckau ist eine der kleinsten in Lüchow-Dannenberg. Auf die zehn Dörfer verteilen sich 770 Einwohner. Alle ein bis zwei Kilometer gibt es ein Dorf, meistens in Form eines „Rundlings“, jener Dorfform, die nach einem Antrag des Wendlandes, Weltkulturerbe werden soll. Luckau liegt mitten drin im Gebiet dieser Rundlingsdörfer. Dazwischen viel Landschaft, Gehölze, Hecken, Acker, Grünland. Bewegung ist nicht das auffälligste Merkmal in dieser Gemeinde, sieht man einmal von den sieben Windrädern ab, die sich hier drehen. Drei davon wurden aus Versehen die bisher Höchsten des Landkreises. Der Streit um ihre Errichtung ist längst abgeklungen. Niemand feindet sie noch an. Das gilt auch für die Biogasanlagen. Gegen sie wurden ebenfalls Ablehnungsgründe mobilisiert. Alles lange her. Anlass für allgemeine Aufregung gibt es hier nach dem ersten Eindruck nicht mehr. Die Dörfer, das Land, sie scheinen in sich zu ruhen. Impulse erwartet der Betrachter aus dieser Beschaulichkeit kaum.

Und doch erkannten Landwirte genau in dieser scheinbar so neuerungsfernen Gemeinde zuerst die Zeichen der Zeit. Von hier ging die Ausbreitung der Landwirtschaft nach ökologischen Kriterien in Lüchow-Dannenberg aus. Hier stellte schon in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts der erste Vollerwerbs-Landwirt seinen Betrieb auf eine Wirtschaftsweise nach Bioland-Maßstäben um. Damals war er damit Außenseiter und musste sich abwertende Kommentare anhören. Heute ist die ökologische die vorherrschende Wirtschaftsweise der Landwirtschaft in der Gemeinde Luckau. Der größte Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche, genau: 65 Prozent, wird „biologisch“ bewirtschaftet. So viel „Öko“ bietet keine andere Gemeinde.

Ein Idyll ist Luckau deswegen noch lange nicht. Die Biolandwirtschaft hat ganz ähnliche Probleme wie die konventionelle. Sie sieht sich wachsenden Billigangeboten gegenüber. Preis- und Kostendruck haben beide, der Biobauer und der konventionelle Landwirt: mit Auswirkungen auf die Gemeinde. Die Höfe werden immer weniger, dafür immer größer. In Luckau ist oft der Biohof der einzige Landwirt im Dorf. Es gibt Dörfer, in denen schreit schon lange kein Hahn mehr, eine Folge der Spezialisierung. Kühe auf der Wiese werden ein seltenes Bild, trotz der artenreichen Grünflächen des Gemeindegebietes. Es gibt immer weniger Milchbauern. Die verbleibenden Herden werden so groß, dass ihr Weideaustrieb zu aufwendig wäre.

Wer die positiven Folgen des Bioanbaues auf zwei Dritteln der landwirtschaftlichen Flächen in der Gemeinde Luckau sehen will, muss genauer hinschauen. Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat vor Jahren Flora und Fauna kartiert. Auf den Äckern der Biobauern gibt es vier- bis fünfmal mehr Wildkräuter als auf den Flächen des konventionellen Nachbarn. Kornblumen, Klatschmohn und Grasnelken in verschiedensten Formen sind zurück auf dem Acker und an Ackerrändern. In Luckau gibt es Kraniche und Weißstörche, den Ortolan und das Große Mausohr. Vor Jahren verzögerte gleich nebenan am Fuchsberg ein Uhu den Bau von Windrädern. Das Gemeindegebiet liegt zwischen der feuchten Niederung des Flüsschens Dumme, die hier die Grenze zur ehemaligen DDR bildete, und dem Püggener Moor, das allerdings schon lange kein Moor mehr ist und seine Grünflächen wurden in den vergangenen Jahren immer öfter zu Maisäckern. Nein, eine problemfreie Zone ist die Gemeinde nicht.

Wohl aber eine, in der die Grundsatzkonflikte der vergangenen Jahrzehnte ausgetragen und beigelegt wurden. Denn der Einstieg von Luckauer Landwirten in die Biolandwirtschaft hat viel mit dem Konflikt um die Atomanlagen im knapp 30 Kilometer entfernten Gorleben zu tun. Die Biobauern kamen aus den Reihen der Traktorfahrer, die seit über 30 Jahren die Gorleben-Proteste begleiten. Umgekehrt begannen Seiteneinsteiger, Nichtlandwirte, mit dem Öko-Anbau in Luckau. Sie bauten Gemüse anstatt Getreide, hielten Schafe statt Kühen. Sie lieferten ihre Produkte an „Kooperativen“ in Hamburg oder Berlin. Heute haben den Markt längst wieder die „Profis“ übernommen. Saatkartoffeln für europäische Nachbarländer, Getreide, Schweinehaltung nach Bioland-Kriterien. Man lernte voneinander. Und man lernte, die unterschiedlichen Entwürfe zu akzeptieren. Biobauern und konventionelle Landwirte streiten längst nicht mehr. Die Gemeinde will keine Öko-Gemeinde sein, trotz der Mehrheit der Biobauern und obwohl sie längst zum Nettoexporteur von grünem Strom geworden ist. Man hält es lieber mit einem akzeptierenden Nebeneinander.

Karl-Friedrich Kassel

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Zeetze 3
29487 Luckau (Wendland)
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